Personalmanagement

„Wer ein modernes, funktionierendes Studierendenwerk will, muss auch moderne Strukturen möglich machen.“


Andreas Schülke – Kommissarischer Leiter Personalmanagement

Die Abteilung Personalmanagement ist neben dem Thema Personal für den Bereich Arbeitsschutz/-sicherheit, Versicherungen, Fuhrparkmanagement, Betriebliches Eingliederungsmanagement und Betriebliches Gesundheitsmanagement verantwortlich.

2022, welchen Titel geben Sie dem Jahr?
Wenn man das Jahr 2022 aus Sicht des Personalmanagements mit einem Titel versehen müsste, dann wäre das wohl der Begriff „Nachwehen“. In all unseren Abteilungen haben sich die Prognosen des Studierendenwerks aus der Vergangenheit bewahrheitet, dass das wahre Ausmaß der Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt erst nach der Pandemie wirklich sichtbar werden und dass der Arbeitsmarkt für Arbeitgeber sehr angespannt werden würde. Darum war unser großes und alles bestimmende Thema des letzten Jahres das Thema Arbeitgebermarketing.

Was war 2022 die größte Herausforderung für das Personalmanagement?
Die Möglichkeiten des Studierendenwerks, sich als attraktiver Arbeitgeber von anderen Arbeitgebern abzuheben, sind durch die Vorgaben des Tarifvertrags der Länder (TVL) begrenzt. Gerade auf einem sehr angespannten Arbeitsmarkt kann unsere Konkurrenz mit Angeboten locken, die dem Studierendenwerk nicht zur Verfügung stehen. Darum hat sich nach der Pandemie bei uns der Eindruck eingestellt, dass wir beim Rennen um gute, neue Mitarbeiter:innen immer mehr ins Hintertreffen geraten.

Darum sind wir – nachdem wirklich alle klassischen Arten der Suche nach neuen Mitarbeiter:innen nicht zum gewünschten Erfolg geführt haben – kreative neue Wege gegangen. Die Idee unserer Hochschulgastronomie, ein Speed-Dating für gastronomische Aushilfskräfte zu machen, war kurzfristig ein echter Game-Changer beim Wettlauf um neue Arbeitskräfte und wurde sehr gerne von uns unterstützt. Aber leider ist das aus unserer Sicht nur ein temporärer positiver Effekt. Spätestens, wenn auch unsere Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt mit kreativem Recruiting nachlegt, stellt sich der alte Abstand zur Spitze wieder her.

Ach ja, und natürlich war auch die völlige Neuaufstellung der Abteilung 2022 ein wichtiges Thema. Wir konnten auf der Ebene der Sachbearbeitung drei Kolleg:innen unbefristet einstellen. Zum Ende des Geschäftsjahres war die Abteilung also wieder gut besetzt und konnte sich nicht nur operativen, sondern auch strategischen Themen widmen.

Was muss passieren, damit sich das Studierendenwerk künftigen Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt stellen kann?
Meiner Meinung nach muss sich die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt auch in neuen Möglichkeiten im Tarifvertrag der Länder niederschlagen, wenn wir den Anschluss nicht verlieren wollen. Kann ja sein, dass das nur temporäre Effekte sind, aber auch auf die braucht man eine – gerne temporäre – Antwort. Einfach Durchhalten und schauen was kommt, kann nicht der politische Plan sein.

20 Prozent der Arbeitskräfte im Bereich Gastronomie beispielsweise sind aus der Branche abgewandert. Ob dauerhaft oder nur als temporärer Effekt der Pandemie kann niemand sagen. Nicht viel anders sieht die Situation im Bereich Kita aus. Das neue-Kita-Gesetz hat den Arbeitsplatz als Erzieher:in unattraktiver gemacht und sich deutlich von der beruflichen Lebensrealität entfernt.
Aber selbst wenn das beides nur temporäre Effekte sind – woran ich zweifle – wird sich die Situation nur sehr langsam entspannen. Zu langsam, um einfach abzuwarten.

Warum das denn?
Meiner Meinung nach aufgrund von zwei Effekten. Zum einen muss das Vertrauen in einen Branchenbereich wie die Gastronomie erst wiederaufgebaut werden. Zum anderen haben sich in anderen Abteilungen die Wünsche an den eigenen Arbeitsplatz in den letzten Jahren sehr stark verändert. Ich stelle fest, dass fast kein Bewerbungsgespräch ohne Fragen nach Themen wie Work-Life-Balance, Home-Office, mobiles Arbeiten und Lebensarbeitszeitkonto auskommt. Es ist deutlich zu erkennen, dass die Arbeit immer mehr zum Leben passen soll und muss und nicht umgekehrt. Auch aktuelle Diskussionen um die Einführung einer Vier-Tage-Woche befeuern diese Tendenz. Als Arbeitgeber erschwert das die Suche doch erheblich. Die Frage, ob der neue Job wirklich zum Leben passt kommt im Bewerbungsgespräch mittlerweile oft noch vor der Frage, was man im neuen Job eigentlich verdient. Das muss uns zu denken geben und darauf müssen wir reagieren.

Was ist also zu tun?
Das Studierendenwerk muss seine eigenen Konzepte entwickeln, wie es diese Wünsche befriedigen kann. Mit der Vorbereitung einer Dienstvereinbarung zum mobilen Arbeiten und der Schaffung der zugehörigen technischen Lösung mit unserer IT sind wir hier definitiv auf dem richtigen Weg. Aber auch ein Signal an die politisch Verantwortlichen ist wichtig. Denn wir brauchen dringend Hilfe, mehr Anreize und flexiblere, modernere Arbeitsverträge. Wir hoffen natürlich ebenfalls, dass der Tarifvertrag der Länder den deutlichen Forderungen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft verdi folgt, denn auch bei der Bezahlung und Zusatzleistungen zum Arbeitsvertrag verlieren wir den Anschluss.

Welche Effekte spüren Sie denn schon?
Das Studierendenwerk war immer ein guter und sicherer Arbeitgeber. Aber die hohe Fluktuation in der Verwaltung spricht eine deutliche Sprache und ist ein Abbild der beginnenden Erosion.

Ein weiteres Beispiel: Jetzt – mit einer überwundenen Pandemie im Rücken – fehlt uns das Personal, unsere Standorte wieder zu öffnen. Und das nicht, weil wir nicht alles auf dem Arbeitsmarkt versucht hätten, sondern weil sich Bewerber:innen entweder für andere Arbeitgeber entscheiden oder der Arbeitsmarkt leer ist.

Was sind ihre Ziele beim Studierendenwerk?
Mein Ziel ist es, dem Personalmanagement eine neue Struktur zu geben, um das Studierendenwerk zukunftssicher zu machen. Aber ich denke, das wird ohne Unterstützung von der Politik und den Tarifpartnern nicht gehen. Wir haben aus der Situation schon das absolute Maximum herausgeholt und Arbeitgebermarketing zum Hauptthema des Jahres und ziemlich sicher auch der nächsten Jahre gemacht. Wir fordern alle Beteiligten des Tarifvertrages auf, uns bei dieser Aufgabe durch mehr arbeitsvertragliche Gestaltungsmöglichkeiten zu unterstützen.

2022 haben wir die ersten Schritte eingeleitet, um das betriebliche Eingliederungsmanagements und die Themen betriebliches Gesundheitsmanagement / betriebliche Gesundheitsfürsorge angehen zu können. Hier war wohl der wichtigste Schritt, dass wir im November 2022 eine Stelle im Haus geschaffen haben, die sich vornehmlich mit diesen Themen beschäftigen wird ab 2023.

Wie sieht ihre mittelfristige Prognose im Bereich Personalmanagement aus?
Der Kampf um eine gute Positionierung auf dem Arbeitsmarkt wird weitergehen. Und wir werden alles tun, um vorne mit dabei sein zu können. Aber ein klares Signal muss ich dann doch an die Politik senden: Ermöglicht uns modernere, zeitgemäße und flexiblere Strukturen in der Gestaltung der Arbeitsverträge, damit wir ein guter, sicherer, beliebter und gesuchter Arbeitgeber bleiben können.

Ihr Ansprechpartner für den Bereich
Andreas Schülke
Geschäftsführer / kommissarischer Leiter Personal
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